Das Konzerthaus Wien, der Juwel unter den Konzerthäusern, fällt optisch etwas aus der Reihe, denn die dominierenden Elemente seiner Architektur sind der Jugendstil und der Historismus, entgegen der ansonsten vom Barock geprägten Wiener Skyline.
Ursprünglich wurde des Konzerthaus als Mehrzweckhalle geplant, die eine Begegnungsstätte für alle Bürger Wiens werden hätte sollen, als Gegenstück zu dem damals eher elitären und traditionellen Musikverein Wien. Erste Entwürfe sahen sogar neben den Konzerträume, Platz für den Eislaufverein und Fahrrad Club, sowie eine Freiluftarena für mehr als 40.000 Zuschauern vor. Der Plan wurde schnell verworfen, jedoch wurde das Konzerthaus so großzügig konzipiert, dass in den drei Sälen, dem großen Saal, dem Mozart Saal und dem Schubert Saal, gleichzeitig Konzerte veranstaltet werden können, ohne dass die Orchester sich im Fortissimo um die Gunst und Aufmerksamkeit Ihres Publikums wettstreiten müssen
Das Herz des Konzerthauses bildet der große Saal. Seine Architektur steht für großzügiges Raumgefühl und klassische Ausgewogenheit; der etwas kleinere Mozartsaal ist berühmt für seine ausgezeichnete Akustik und Ausstrahlung.
Zur Eröffnung 1913, nach nur zwei Jahren Bauzeit, war Kaiser Franz Joseph I. anwesend. Richard Strauss komponierte eigens für diesen Anlass sein „Festliches Präludium op. 61“ und im weiteren Verlauf des Konzertes wurde Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie aufgeführt. Die bewusst gewählte Kombination aus Traditionellem mit damals Modernem und Neuem, spiegelte die damalige kulturelle Vision des Hauses wieder, die sich auch schon im Zusammenspiel der Baustile, dem Historismus und den neuzeitlichen Elementen des Jugendstils, zeigt:
„Eine Stätte zu sein für die Pflege edler Musik, ein Sammelpunkt künstlerischer Bestrebungen, ein Haus für die Musik und ein Haus für Wien.“
Tradition und Innovation waren seitdem die Grundpfeiler der künstlerischen Ausrichtung des Konzerthauses. In den, gerade auch in Wien, wilden 20er und 30er, als der politische und gesellschaftliche Wandel das Leben der Menschen veränderte, bot das Wiener Konzerthaus auch dieser Aufbruchstimmung eine kulturelle Heimat. Neben den klassischen Repertoires, beheimatete das Konzerthaus Jazz- und Schlagerkonzerte, Lesungen berühmter Literaten, spiritistische Vorträge, Veranstaltungen mit Ausdruckstanz, und es wurden dort sogar Fecht- und Boxweltmeisterschaften veranstaltetet.
In den Jahren zwischen 1938 bis 1945 war leider auch das Konzerthaus Veranstaltungsort nationalsozialistischer Propagandaveranstaltungen und das kulturelle Leben wurde in ein Schattendasein gedrängt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Konzerthaus rasch wieder das Zentrum der zeitgenössischen Kultur mit vielen internationalen Jazz Konzerten und Festivals, neben der klassischen Musik. Und dabei hat sich das Konzerthaus immer auf seine ursprünglichen Tugenden besinnt: Ein anspruchsvoller Gastgeber zu sein, der sich mit seiner verpflichtenden Tradition auseinandersetz, aber auch eine Bühne für Innovationen bietet, Neues fördert und sich dadurch einem großen Publikum öffnet.